Haben sie wirklich einen Wolf wiederbelebt? Die Realität ist etwas anders

Eine Ankündigung vor einigen Tagen hat die Aufmerksamkeit der Medien und Enthusiasten erregt: Das Unternehmen Colossal Biosciences würde einen alten Wolf der Familie Canis dirus, einen ikonischen Räuber des Pleistozäns, „wieder zum Leben erwecken“ (oder de-extinkt, wie einige gerne schreiben). Die Nachricht, verstärkt durch die Ähnlichkeit mit den Schattenwölfen aus „Game of Thrones“, verdient jedoch eine genauere Analyse, denn so ist es nicht ganz gelaufen.

Haben sie einen prähistorischen Wolf wieder zum Leben erweckt… Oder nur einen Wolf im Cosplay-Kostüm?

Der fragliche Wolf ist kein mythisches Wesen, sondern ein echter Fleischfresser, der bis vor etwa 10.000 Jahren in Amerika lebte. Mit einer Länge von bis zu zwei Metern und mächtigen Kiefern jagte dieser Räuber große Säugetiere wie Bisons und Mastodonten. Sein Aussterben fiel wahrscheinlich mit dem Verschwinden der riesigen Beutetiere zusammen, die seine Nahrungsquelle waren.

Aber was hat Colossal tatsächlich geschaffen? Die im Oktober und Januar vorgestellten Exemplare sind keine echten „Dire Wolves“, sondern genetisch veränderte Grauwölfe.

Die Forscher analysierten alte DNA, die aus Fossilien extrahiert wurde, und identifizierten genetische Varianten, die für den Canis dirus charakteristisch sind, um dann 15 davon in das Genom des Grauwolfs einzuführen, indem sie 14 Gene an 20 verschiedenen Stellen modifizierten.

Das Ergebnis war die Geburt von zwei Tieren mit einem Aussehen, das an den alten Räuber erinnert: dichteres und dunkleres Fell, massiver Schädel, kürzere Ohren. Ein genetisches „Restyling“, keine echte Wiederauferstehung. Ironischerweise heißen sie Romulus und Remus.

Dieser Ansatz wirft grundlegende Fragen auf: Können wir ein Organismus als „de-extinkt“ bezeichnen, nur weil er einige ästhetische Merkmale repliziert? Studien aus dem Jahr 2021 haben gezeigt, dass diese spezifischen Wölfe zu einer evolutionären Linie gehörten, die sich vor etwa 5,7 Millionen Jahren von der der Grauwölfe trennte, eine Distanz, die mit der zwischen Menschen und Schimpansen vergleichbar ist.

Die Paläogenetikerin Beth Shapiro, die an dem Projekt beteiligt ist, gibt zu, dass das Ziel nicht war, einen perfekten Klon zu schaffen, sondern eine „funktionale Version“ des ausgestorbenen Tieres. Viele Wissenschaftler bestreiten jedoch diese Sichtweise.

Wie die Paläoökologin Jacquelyn Gill feststellt, können uns diese Tiere nichts über das wahre Verhalten oder die Ökologie des Canis dirus sagen, da es Aspekte gibt, die weit über die Genetik hinausgehen und nicht wiederherstellbar sind.

Die Exemplare leben derzeit in einem privaten Reservat in den Vereinigten Staaten. Der vielversprechendste Aspekt dieses Experiments betrifft weniger die „Wiederauferstehung“ ausgestorbener Arten, sondern die Anwendung der entwickelten Techniken, um bedrohte Arten wie den Rotwolf zu retten, dessen geringe genetische Vielfalt das Überleben bedroht.

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