Finnland, das Land der Seen, Saunen und des Glücks, birgt einen Begriff, der das Wesen eines einfachen, aber zutiefst authentischen Vergnügens einfängt: kalsarikannit. Dieses Wort, schwer auszusprechen, aber überraschend unmittelbar in seiner Bedeutung, beschreibt den Akt des Sich-allein-zu-Hause-Betrinkens, nur in Unterwäsche.
Das hygge ist nett, aber haben Sie jemals das kalsarikannit ausprobiert?
Weit davon entfernt, ein einfacher Ausdruck von Faulheit oder Unbehagen zu sein, stellt kalsarikannit ein echtes Ritual der Selbstpflege und der Befreiung von sozialen Zwängen dar.
In einem Land, das in den internationalen Glücksrankings stabil an der Spitze steht, fügt sich die Praxis in einen sozialen Kontext ein, der Introspektion, Einfachheit und Authentizität als grundlegende Säulen des individuellen Wohlbefindens schätzt.
Fernab von den ästhetischen Vorgaben des bekannteren dänischen hygge, das oft durch makellose Bilder in sozialen Medien zur Schau gestellt wird, umarmt das kalsarikannit ein Ideal von Freiheit und Echtheit, das Konventionen und Perfektionserwartungen herausfordert.
Miska Rantanen, Autor eines Buches, das dieser Philosophie gewidmet ist, betont, dass es eine Form der persönlichen Ermächtigung darstellt, die helfen kann, Energie und Klarheit zu finden, um die Herausforderungen des täglichen Lebens zu meistern.

Es handelt sich nicht um einen Moment des Übermaßes oder der Traurigkeit, sondern um ein Ritual der Selbstaufladung, das es ermöglicht, sich ohne äußeren Druck gehen zu lassen und ein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, das in der Hektik des Alltags oft verloren geht.
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In diesem Sinne stellt das kalsarikannit ein Gegengift zur Kultur des Images und der Leistung dar (sein, nicht scheinen), indem es ein alternatives Wohlfühlmodell bietet, das auf Selbstakzeptanz und Authentizität basiert.
Während das bekanntere hygge auf Momente der Geselligkeit und eine gepflegte Ästhetik setzt und das schwedische lagom einen Lebensstil der Mäßigung und Nachhaltigkeit vorschlägt, verkörpert das kalsarikannit ein Ideal von Freiheit und Entkopplung, das uns einlädt, uns von Überstrukturen zu befreien, um den Kontakt zu uns selbst wiederzufinden.
Diese Philosophie erinnert uns daran, dass Wohlbefinden nicht in Übermaß oder Erscheinungen liegt, sondern in der Fähigkeit, die Einfachheit zu schätzen und authentisch mit sich selbst zu sein und sich auch im Alter zu akzeptieren. Und das gewinnt in einer Zeit, in der die Suche nach Glück selbst zu einer Quelle von Stress und Angst geworden zu sein scheint, noch mehr an Bedeutung.
Ob es sich um einen Abend allein mit einem Glas Wein oder um einen Moment der Introspektion handelt, das Wichtigste ist, sein eigenes Gleichgewicht zu finden und es bewusst zu pflegen, indem man sich selbst ehrlich und ohne Ansprüche umarmt.