Third Thumb ist eine innovative robotische Prothese, die der menschlichen Hand einen zusätzlichen Finger hinzufügt, genau genommen einen dritten Daumen, der jedoch neben dem kleinen Finger positioniert wird. Dieses kabellose Gerät, entworfen von der britischen Designerin Dani Clode, wurde entwickelt, um das Konzept der Prothese neu zu definieren und sie in echte Körpererweiterungen zu verwandeln. Ursprünglich 2017 während Clodes Doktorarbeit am Royal College of Art in London entwickelt, steht Third Thumb heute im Mittelpunkt einer Studie von Neurowissenschaftlern des University College London (UCL), die erforschen, wie sich das menschliche Gehirn an diese physische „Erweiterung“ anpasst.

Ein zusätzlicher Finger, gesteuert vom Gehirn
3D-gedruckt und vollständig vom Gehirn gesteuert, funktioniert Third Thumb über zwei kleine Drucksensoren, die an den Knöcheln positioniert sind und präzise und intuitive Bewegungen ermöglichen.
Clodes revolutionäre Idee ist es, die traditionelle Sichtweise von Prothesen als „Ersatz“ zu überwinden, um Werkzeuge zu schaffen, die die menschlichen Fähigkeiten erweitern.
Dieser Ansatz treibt nicht nur die Grenzen der Technologie voran, sondern eröffnet auch neue Perspektiven darauf, wie wir mit technologischen Geräten und unserem eigenen Körper interagieren können.
Ein Experiment, das die Spielregeln ändert
Um die Funktionsweise von Third Thumb zu testen, wurden zwanzig Teilnehmer einbezogen. Nach einem kurzen anfänglichen Training wurden sie eingeladen, den robotischen Finger in ihrem Alltag zu nutzen, für Zeiträume von zwei bis sechs Stunden pro Tag. Zehn von ihnen erhielten eine „inaktive“ Version des Produkts (d.h. eine feste, nicht steuerbare Prothese), um als Vergleichsgruppe zu dienen.
Überraschenderweise lernten die Teilnehmer, den dritten Daumen mit beeindruckender Geschwindigkeit zu nutzen. In vielen Fällen wurde die Nutzung so natürlich, dass sie ihn auch bei ablenkenden Aktivitäten einsetzen konnten, wie beim Lösen von Mathematikaufgaben oder sogar mit verbundenen Augen. Dieses Ergebnis zeigt, wie intuitiv das Gerät ist und wie fähig das menschliche Gehirn ist, sich an diese Erweiterungstechnologien anzupassen.

Das Gehirn passt sich an Third Thumb an
Ein besonders interessanter Aspekt der Studie betrifft die Auswirkungen des zusätzlichen Fingers auf das Gehirn. Durch Magnetresonanztomographie-Scans beobachteten die Forscher, wie die Nutzung der robotischen Extremität die Gehirndarstellung der Finger vorübergehend veränderte. Normalerweise wird jeder Finger im Gehirn deutlich dargestellt; nach der Nutzung der Prothese wurde diese Unterscheidung weniger ausgeprägt, ein Zeichen für eine stärkere Integration des Third Thumb in das Körpersystem.

Auch wenn die Veränderungen minimal waren, sind sie dennoch signifikant, um zu verstehen, wie sich das Gehirn als Reaktion auf neue sensorische Erfahrungen formen kann. Tamar Makin, Hauptautor der Forschung, betonte, dass „der evolutionäre Prozess die Nutzung zusätzlicher Körperteile nicht vorgesehen hat. Um unsere Fähigkeiten zu erweitern, muss das Gehirn die Darstellung des biologischen Körpers umgestalten„.
Ein sechster Finger als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Design
Dieses Projekt zeigt, wie wichtig die Synergie zwischen Neurowissenschaften, Design und Ingenieurwesen ist, um Technologien zu entwickeln, die die Fähigkeiten unseres Gehirns optimal nutzen. Paulina Kieliba, eine der beteiligten Forscherinnen, erklärte: „Der Erfolg unserer Studie zeigt den Wert einer engen Zusammenarbeit zwischen Neurowissenschaftlern und Designern, um sicherzustellen, dass Erweiterungsgeräte sicher sind und die Lernfähigkeiten unseres Gehirns voll ausschöpfen„.

Ein Schritt in die Zukunft der Prothesen dank eines dritten Daumens
Mit diesem robotischen Finger hat Dani Clode nicht nur ein außergewöhnliches Gerät geschaffen, sondern auch ein Symbol dafür, was die Zukunft der Prothesen sein könnte: Werkzeuge, die nicht nur ersetzen, was fehlt, sondern die menschlichen Fähigkeiten erweitern. Diese Vision könnte unser Verhältnis zur Technologie und unserem Körper radikal verändern und die Grenzen dessen, was wir für möglich halten, immer weiter verschieben.
Quelle: https://www.dday.it/redazione/39582/il-terzo-pollice-robotico-senza-fili-viene-guidato-dal-cervello-uno-studio-per-le-protesi-e-i-potenziamenti-del-futuro